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Island, Reisen + Erinnerungen

Islands Golden Circle

Als Tagesausflug von Reykjavík aus oder als erster Tag des Road Trips

Zugegeben: Der Golden Circle besteht zum großen Teil aus recht ausgetretenen Touristenpfaden. Trotzdem bietet er so viel Schönes, dass du auf deiner Island-Reise auf keinen Fall versäumen solltest, nämlich das historisch und geologisch bedeutende Þingvellir, das geothermale Gebiet rund um den Geysir und den beeindruckenden Wasserfall Gullfoss.

Für uns geht’s das erste Mal raus aus Reykjavík. Dafür brauchen wir zuerst noch unser Mietauto, das wir bei Blue Car Rental am Sæbraut abholen – etwas Wartezeit inklusive, weil mitten in der Hochsaison ganz schön viel los ist in der Autovermietung. Als wir endlich dran sind, läuft eh alles völlig unkompliziert und wir starten mit unserem Toyota Auris ins Abenteuer.

Am Weg erledigen wir auch noch unseren ersten Großeinkauf beim isländischen Diskonter Bonus und decken uns mit Lebensmitteln und Getränken ein, die man beim Campen halt so braucht: Mit Brot und Mehlspeisen für die ersten paar Tage haben wir uns ja bei Brauð & Co in Reykjavík noch eingedeckt, Milch, Müsli, Obst, Pasta, Sugo, Wasser, Bier, Knabberzeug, Kekse und noch ein paar weitere mehr oder weniger gesunde Sachen wandern jetzt ins Einkaufswagerl. Weil sich erst etwas später herausstellen soll, dass wir bei den Getränken ein bisschen danebenliegen, freuen wir uns erst einmal über den verrichteten Einkauf und fahren weiter nach Nordosten.

Noch sind wir in der Phase unseres Trips, wo ich nach jeder Kurve einen Kommentar wie „Woah, schau wie schön!“ von mir gebe und bei jedem Schaf/Islandpferd/sonstigem Tier in Sichtweite in Freudentaumel verfalle. Dementsprechend anstrengend ist die Reise für Monsieur, aber er trägt’s mit Fassung. Als wir dann aber in Þingvellir ankommen, ist er derjenige der aus dem „Woah, schau wie schön!“ nicht mehr herauskommt:

1. Þingvellir, das Tal des Things

Übersetzt heißt das als thingwetlir ausgesprochene Gebiet, das vor allem von der bis zu 40 Meter hohen Schlucht Almannagjá geprägt ist, „Tal der Volksversammlung“. Hier fand nämlich ab 930 n. Chr. das Althing statt, bei dem sich „alle Männer“ Islands in der Almannagjá, der Allmännerschlucht, versammelten und in einem der ersten Parlamente der Welt Entscheidungen fällten.

Die ersten Bewohner Islands fällten hier aber nicht nur Entscheidungen, sondern auch Bäume, die sie für ihre Häuser und Schiffe brauchten. Vor der Landnahme durch die Wikinger war die Umgebung nämlich stark bewaldet, heute ist sie eher eine Graslandschaft. Schön ist sie natürlich immer noch.

Aber zurück zum Althing: Ein Grund dafür, warum es gerade hier stattfand, war die Lage; die Ebene war für viele Bewohner gut zu erreichen und damit im Sinne der Demokratie gut für Zusammenkünfte geeignet. Außerdem war die Almannagjá groß genug für alle Vertreter des damaligen isländischen Parlaments. Ein weiterer Grund ist die hervorragende Akustik, die die steil aufragenden Wände bieten: erhöhte Lautstärke, aber kein Echo. Nicht schlecht, wenn man etwas Wichtiges zu sagen hat und es ein ganzer Haufen (ehemaliger) Wikinger hören soll.

Heute passiert hier politisch gesehen nichts mehr, außer dass der isländische Premierminister hier seinen Sommersitz hat.

Auch in Sachen Geologie ist Þingvellir ganz schön spektakulär: Die Eben von Þingvellir ist eine etwa 40 km lange und 10 km breite Senke, die in den vergangenen 9000 Jahren auf der isländischen Dehnungszone entstand. Die heißt deshalb so, weil sich die Gebiete westlich und östlich der Dehnungszone auf unterschiedlichen tektonischen Platten befinden, nämlich der amerikanischen und der europäischen. Weil diese beiden langsam, aber sicher auseinanderdriften, wurde die Ebene im Laufe der Zeit auseinandergezogen und gedehnt, ihre Absenkung beträgt mittlerweile ganze 40 Meter. Nicht schlecht, oder?

Apropos nicht schlecht: Das war unser Einkauf bei Bonus, der isländischen Diskont-Supermarktkette – abgesehen von unserem Getränkekauf. Statt Mineralwasser kauften wir nämlich zwölf Liter Sodawasser mit Zitronengeschmack, das schon ganz okay war, aber für Zwecke wie Zähneputzen dann doch nicht so gut geeignet. Dafür schmeckte das Bier, von dem wir zwei Sixpacks einpackten, wie Wasser … Im Supermarkt gibt’s in Island nämlich nur Leichtbier, für alles über 2,5 % Alkohol musst du in eine Vínbúðin, ein Alkoholgeschäft mit stark begrenzten Öffnungszeiten. Jetzt wissen wir das auch. Skál!

2. Es brodelt und zischt im Geysir-Gebiet

Nach knapp 60 Kilometern Fahrt kommen wir im Haukadalur, dem Habichtstal, zum ersten Mal mit den heißen Quellen Islands in Berührung – zum Glück nur im übertragenen Sinne. Hier befinden sich nämlich einige Geysire, unter anderem der große Geysir, nach dem alle Springquellen dieser Art benannt wurden.

Weil der aber schon seit einigen Jahrzehnten schläft und nicht mehr spuckt, ist sein kleiner Bruder Strokkur die größere Attraktion: Alle paar Minuten schleudert er eine 15 bis 30 Meter hohe Säule aus heißem Wasser und Dampf in die Höhe und verursacht bei den um ihn herumstehenden Besuchern erstaunte Ohs, Ahs und das Klicken vieler Kameras.

Ich hab ehrlich gesagt damit gerechnet, dass wir zu den Geysiren erst hinwandern müssen und weit und breit außer Natur genau nichts ist. Denkste: Die Geysire und die kleinen Dampfquellen, bunten Sinterablagerungen und Heißwasserbecken, die du am Weg dorthin passierst, liegen nur ca. 200 Meter neben der Straße, auf der anderen Straßenseite befindet sich ein riesiges Touristenzentrum mit Restaurant, Hotel und großzügigem Parkplatz. Und weil das auf den meisten Fotos der Geysire nicht zu sehen ist, hab ich auch das dokumentiert:

Trotzdem war’s beeindruckend und wirklich einmalig. Dasselbe kann ich auch von unserem nächsten Stopp sagen: dem Gullfoss.

3. Gullfoss, der goldene Wasserfall im Südwesten Islands

Auch wenn wir schon wissen, dass es zum nächsten Highlight nur ein paar Kilometer sind, sind wir ganz schön überrascht, als wir plötzlich am Gullfoss sind. Du siehst diesen beeindruckenden, insgesamt 32 Meter hohen Wasserfall – das isländische Wort dafür ist übrigens Foss, einen Überblick über die isländischen Fossar kannst du demnächst hier nachlesen – von der Straße aus nämlich nicht; nur die Gischtwolken, einige Regenbögen und sein Tosen kündigen ihn an.

Vom Parkplatz aus führt ein gut gesicherter Pfad dann zur oberen Kante des Gullfoss, den du übrigens als gutlfoss aussprichst – ja, ich glänze gern mit meinen Isländisch-Kenntnissen ;-). Die Wassermassen der Hvíta rauschen im Wahnsinnstempo über die Geländekante in den Canyon, der dann etwa 2,5 Kilometer lang und bis zu 70 Meter tief ist.

Wo schlagen wir unsere Zelte auf?

Patschnass sind unsere Wanderjacken nach dem Stopp am Gullfoss. Da freuen wir uns schon auf eine heiße Dusche und die kuscheligen Schlafsäcke in unserer ersten Nacht im Zelt. Aber zuerst müssen wir erst noch einen Campingplatz finden. Und das Zelt aufbauen. Und hoffen, dass es dort überhaupt eine Dusche gibt …

Aber wir müssen gar nicht besonders weit fahren, bis wir einen sehr sympathischen Campingplatz inmitten von Islandpferdekoppeln entdecken – inklusive Duschmöglichkeit und einem Abendessen aus superknuspriger Pizza und ein paar Gläsern Gullfoss-Bier, das genauso golden ist wie sein Namensgeber. Wenn du jetzt denkst: „Banausen! Pizza in Island!“, dann hast du auf den ersten Blick natürlich Recht. Auf den zweiten (der gilt den Preisen auf den Speisekarten) und den dritten (der geht in die Brieftasche) schaut die Welt schon wieder etwas anders aus … Und im wirklich gemütlichen Campingplatz-Lokal im Landesinneren wird halt auch nicht unbedingt exquisiter Fisch serviert. Köstlich war’s jedenfalls!

Und die erste Nacht im Zelt? Die war sehr erholsam und weitaus gemütlicher als gedacht. Weitaus gemütlicher – was für eine Untertreibung! Ich hab geschlafen wie der Geysir! Und am nächsten Tag von strahlendem Sonnenschein geweckt zu werden, ist halt auch nicht das Schlechteste. Ein bisschen getrübt war meine Laune beim Porridge-Frühstück dann doch: Die Pferde waren weg – und ich hab sie noch nicht fotografiert …

Was soll's. Für uns geht es am nächsten Tag schon weiter in den Süden Islands. Wie schön es dort ist,
kannst du demnächst hier nachlesen.

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