Selbstgenähter Turnbeutel, Jeansjacke, Sonnenbrille, Handy, Notizbuch: Alles, was du immer bei dir brauchst.
DIY

Wasserdicht und wirklich einfach: DIY-Turnsackerl selber nähen

Du kannst es Turnsackerl, Turnbeutel oder Gym-Bag nennen, aber du solltest es auf jeden Fall selber nähen

Der sportliche Bruder der Hipster-Baumwoll-Tasche? Ganz klar: das Turnsackerl. Oder eben der Turnbeutel, wie unsere nördlichen Nachbarn sagen würden. Und weil so ein Turnsackerl so gut am Rücken hängt, dabei aber immer eher wie eine Tasche rüberkommt und nicht wie ein Wanderrucksack, ist es mein absolut liebster Reise-Buddy. Abgesehen von Monsieur natürlich.

Die Vorteile so eines Turnbeutels liegen für mich ganz klar auf der Hand:

  1. Während eine Tasche immer irgendwie im Weg ist und dir früher oder später garantiert die Schulter, der Nacken oder gleich der ganze Rücken weh tut, ist so ein Turnsackerl ein ziemlich schmerzfreier Zeitgenosse.
  2. Platz hast du darin für so allerhand Schätze: Handy, Brieftasche, Wasserflasche, Kaugummi, Sonnenbrille, Schlüssel, sogar eine Jeansjacke bringst du hinein. Und je nachdem, wie viele und wie große Souvenirs du kaufst, bringst du auch die noch bequem unter.
  3. Das Allerbeste an so einem Turnsackerl: Du kannst es ganz einfach selbst nähen. Und wenn ich „ganz einfach“ schreibe, dann meine ich das auch so: lauter gerade Nähte und höchstens neun Stoffteile, die du irgendwie miteinander verbinden musst. Wenn du meiner Anleitung folgst, musst du auch das nicht irgendwie machen, sondern ganz easy-cheesy und Schritt für Schritt.
  4. Weil du deinen Turnbeutel selbst nähst, kannst du dich in Sachen Design voll entfalten. Und du kannst dich entscheiden, welche Materialien zum Einsatz kommen sollen. Ich hab zum Beispiel Versionen aus Baumwolle, aus Leinen, eine Waschleder-Baumwolle-Kombo und diesmal verwende ich Wachstuch und mach mein Turnsackerl so regenresistent.

Das brauchst du für ein einfaches Turnsackerl aka Turnbeutel:

  • Wachstuch: 2 Stoffstücke in einer Größe von 41 cm x 35 cm
  • robustes Baumwollleinen für den Tunnelzug: 2 Stoffstücke, 8 cm x 35 cm
  • Baumwollstoff für das Futter: 2 Stoffstücke, 41 cm x 35 cm
  • wenn du innen auch eine Tasche für kleinen Krimskrams wie Kaugummi, Kopfhörer oder Schlüssel haben möchtest: 1 Stoffstück aus dem Futterstoff, 25 cm x 40 cm
  • farblich passende Nähseide
  • 320 cm Baumwollkordel (Ø zwischen 0,7 und 1,3 cm) in einer passenden Farbe
  • 4 Ösen, Ø 1,5 cm
  • eventuell Jeansstoffreste, damit die Ösen gut halten: 4 Stoffstücke, 5 cm x 5 cm

Das übliche Nähzeug:

  • Maßband, Lineal, Schere, eventuell einen Stoffschneider, Schneiderkreide
  • Stecknadeln, Nähnadel, langes Haarspangerl
  • Nähmaschine, Bügeleisen und Bügelbrett

1. Stoffe zuschneiden

Ganz ehrlich: Ich hasse diesen Arbeitsschritt. Zum einen hab ich immer ein bisschen Angst, den schönen Stoff zu ruinieren, zum anderen ist meine Sorge auch nicht ganz unberechtigt: Ich bin da einfach etwas schusselig, zeichne schief an, schneide irgendwie ungenau und dann hab ich schon das Malheur.

Du kannst das sicher besser! Fertige dir Schnittmuster auf Packpapier (das ist ganz schön praktisch, wenn du mit deinen Turnsackerln in die Serienproduktion gehen möchtest) oder zeichne die Maße direkt auf den Stoff, schneide deine Stoffstücke zurecht und bügle sie glatt. Das Wachstuch darfst du natürlich nur auf der Rückseite und bitte nicht zu heiß bügeln.

2. Die Außenhülle des Turnsackerls

Wir starten gleich voll durch und beginnen die Näharbeiten mit dem, was du dann auch siehst.

Ecken absteppen

Als Erstes Verleihen wir dem Turnsackerl Stand, dazu steppen wir die Ecken ab. Schnapp dir also eines der beiden Wachstuchstücke, ein Maßband und die Schneiderkreide und leg den Stoff so vor dich hin, dass du auf der linken Stoffseite deine Markierungen zeichnen kannst. Nun misst du von einer der Längskanten und der unteren Kante 5 cm rein bzw. rauf und markierst diesen Punkt und zeichnest am besten auch die je 5 cm langen Hilfslinien. Dasselbe machst du dann in der zweiten unteren Ecke. Kurz gesagt: Du zeichnest in den unteren Ecken einfach Quadrate mit einer Seitenlänge von 5 cm an.

Jetzt faltest du den Stoff so, dass du die beiden Hilfslinien (also die von der Längsseite weg und die, die von der unteren Kante weggeht) aufeinanderliegen. Das Ergebnis: Ein gleichschenkeliges Dreieck, die Schenkel sind 5 cm lang. Dieses Dreieck steckst du mit Stecknadeln fest und nähst entlang der Hilfslinien. Dasselbe machst du auch auf der zweiten Seite dieses Stoffstücks und wiederholst den ganzen Spaß beim zweiten Stoffstück.

Als Nächstes kappst du die Ecken, lass aber so ca. 0,7 cm Nähzugabe übrig. Auf der rechten Stoffseite sieht das dann schon ganz gut aus.

Wenn du das mit beiden Stoffteilen gemacht hast, legst du sie rechts auf rechts aufeinander und steckst ab. Beginn am besten mit der Unterseite und den Ecken, die sind der heikelste Teil.

Die beiden Stoffteile zusammennähen

Jetzt kannst du die Außenkante füßchenbreit absteppen, das Turnsackerl schon mal wenden und dich über das Ergebnis freuen.

3. Das Innenleben deines Turnsackerls

Weiter geht‘s mit der Innentasche, dem Stoffstück mit den Gardemaßen von 25 cm x 40 cm: Du schlägst auf allen vier Seiten die Nähzugabe von 1,5 cm ein und bügelst sie fest. Besonders interessant sind die Ecken: Falte sie so zur Mitte, dass Bug auf Bug liegt, bügle sie fest und schlag dann noch einmal die Nähzugabe ein, die du natürlich auch wieder festbügelst. Das sieht dann in etwa so aus:

Dann faltest du dieses Stoffstück auf der Längsseite, sodass die Nähzugaben innen liegen, und bügelst auch diesen Bug fest. Jetzt kannst du die Innentasche schon am Futter fixieren. Dazu falte ich zuerst die fertige Innentasche der Längsseite und der Breitseite zusammen und bügle beide Male drüber, damit ich weiß, wo sie ihre Mitte hat. Dasselbe mach ich mit einem der Stoffstücke für das Futter. Dann brauchst du nämlich nur mehr die Innentasche auf den Futterstoff zu legen, darauf zu achten, dass immer Bug auf Bug liegt und – Tataaa! – hast deine Innentasche wunderbar mittig platziert:

Nun nähst du die Innentasche auch schon fest: Steppe sie ganz knappkantig fest, zur Sicherheit mach ich ca. 0,5 cm weiter innen noch eine zweite Naht. Und natürlich steppe ich auch den längs gefalteten Bug ab, dann hat meine Innentasche zwei Fächer.

Für das Futter wiederholst du jetzt einfach die Arbeitsschritte aus 2., die wir für das Äußere des Turnsackerls schon einmal durchgeführt haben. Auf der Unterseite lässt du aber ein Stück von ca. 10 cm offen, das ist dann deine Wendeöffnung.

4. Die Ösen für die Kordeln in den Stoff stanzen

Dazu brauchst du nur den äußeren Teil des Turnbeutels, ein Maßband, die Schneiderkreide, einen Hammer und deine 4 Ösen. Ich hab mir im Handarbeitsgeschäft meines Vertrauens ein Set mit Stanze von Prym gekauft, das funktionierte bisher immer sehr gut – wohl auch deshalb, weil mir Monsieur in diesem Arbeitsschritt freundlicherweise assistierte. Okay, es war umgekehrt, aber das beweist nur wieder, wie wichtig Teamwork ist.

Wie der Hase hier läuft, ist auf der Packung genau erklärt. Bei mir kamen auch die Jeansstoffreste zum Einsatz, weil das Wachstuch zu dünn und rutschig wäre und die Ösen hier nicht gehalten hätten: Auf der Innenseite des Turnsackerls haben wir zwischen Öse und Wachstuch noch den Jeansstoff eingelegt und den Stoff so verstärkt.

5. Aus Außenhülle, Innenbeutel und Tunnelzug wird ein fast fertiges Turnsackerl

Du bist nur noch ein paar Schritte von deinem Turnbeutel entfernt. Zunächst kümmerst du dich um den Tunnelzug, die beiden Stoffstücke mit 8 cm x 35. Schlage eines der beiden Stoffstücke an der Breitseite 0,5 cm ein und wiederhole das Ganze. Steck diesen kleinen Stoffwulst fest, bügle einmal drüber und steppe ihn ab. Das wiederholst du auf der zweiten Breitseite und mit dem zweiten Stoffstück.

Jetzt wird’s etwas knifflig: Du schnappst dir nun die Außenhülle deines Turnsackerls und legst es so hin, dass die Öffnung von dir wegschaut. Dann nimmst du einen Tunnelzug, faltest ihn an der Längsseite links auf links (du siehst dann also seine schöne Seite) und legst ihn so auf die obere offene Kante der Außenhülle, dass auch bei ihm die Öffnung nach oben schaut. Na, noch alles klar?

Das machst du dann auch mit dem zweiten Tunnelzug und der zweiten Seite der Außenhülle so. Nun kommt das Futter ins Spiel: Auch das Futter legst du rechts auf rechts auf eine Seite der Öffnung und steckst es fest. Wenn du es auf der zweiten Seite auf der Öffnung feststeckst, musst du es automatisch über die Außenhülle und die Tunnelzüge stülpen. Und außerdem siehst du nun die linke Stoffseite des Futters. Alle schönen Stoffseiten schauen jetzt im Inneren deines Stoffhaufens zusammen.

Jetzt kommt einer der schönsten Arbeitsschritte: Du steppst die Öffnung ab, am besten machst du das zweimal: einmal knappkantig (so nach 0,3 cm), einmal füßchenbreit (das ist bei meiner Nähmaschine nach ca. 0,7 cm).

Als Nächstes folgt der große Auftritt der Wendeöffnung: Du greifst in die Wendeöffnung hinein und holst die Außenseite deines Turnsackerls aus dem Futter heraus. Das sieht dann so aus:

Natürlich musst du deine Wendeöffnung noch schließen. Dazu faltest du die Nahtzugabe gut nach innen, steckst die Öffnung ab und steppst sie knappkantig ab. Natürlich kannst du die Wendeöffnung auch mit dem Matratzenstich schließen, dann ist das Futter deines Turnsackerls allein schon ein edles Teil.

6. Das Finish: Kordeln einziehen und sich freuen

Jetzt ziehst du nur mehr die beiden Kordeln ein. Wie lang eine Kordel ist, hängt davon ab, wie hoch oder tief du dein Turnsackerl tragen möchtest. Ich hab 160 cm lange Kordeln verwendet, das passt für mich ganz gut. Zusätzlich zu den Kordeln brauchst du noch ein langes Haarspangerl und natürlich das Turnsackerl.

Fädle die erste Kordel mit dem Haarspangerl von links nach rechts durch den Tunnelzug auf der Hinterseite des Turnsackerls, dann durch den auf der Vorderseite (von rechts nach links) und fädel sie zum Schluss noch durch die Ösen auf der linken Seite des Turnsackerls: zuerst durch die auf der Vorderseite, dann durch die auf der Rückseite. Jetzt verknotest du die beiden Kordelenden noch gut. Dasselbe machst du mit der zweiten Kordel, aber diesmal arbeitest du dich in der Gegenrichtung vor, beginnst also mit dem Tunnelzug auf der Rückseite, fädelst die Kordel aber von rechts nach links durch den Tunnelzug. Na, noch alles klar?

Und damit bist du schon fertig! Schnapp dir nur noch deine sieben Sachen (Handy, Geldbörse, Schlüssel, Taschentücher, Sonnenbrille und, und, und), verstau sie in deiner neuen Tasche und führ sie dann standesgemäß aus – in dein Lieblingscafé, auf einen Schaufensterbummel, auf deine nächste Reise. Oder mach jemand anders eine Freude damit – schließlich ist so ein selbstgenähtes Turnsackerl auch eine richtig gute Geschenkidee, oder? Also ich würde mich schon freuen … 😊
Viel Spaß und habt schöne Erlebnisse zusammen!

Keine Lust auf Nähen? Dann kannst du deinen individuellen Turnbeutel bei mir auch bestellen!

Nähen ist ja nicht jedermanns Sache. Bis vor ein paar Jahren war's meine ja auch nicht. Wenn es dir auch so geht, du aber trotzdem gerne so einen hübschen Reisebegleiter am Rücken hättest, dann schreib mir einfach. So kannst du dein Turnsackerl bestellen und wir können uns über deine individuellen Wünsche zu Größe, Stoffen und Extras austauschen. Bis bald!

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