Stoffdruckmodel mit Druckpolster, Stoffdruckfarbe und bereits bedrucktem Stoff
DIY

Stoffdruck mit Stempeln und traditionellen Modeln

Arbeiten auf Hochdruck kann so entspannend sein

Wie man aus unifarbigen Vorhängen wahre Unikate macht und dem Gurli-Polsterüberzug oder den Marknad-Platzsets aus dem schwedischen Möbelhaus seinen ganz eigenen Stempel aufdrückt, wissen Barbara und Leo Weithenthaler aus dem obersteirischen Aflenztal. Und in Workshops geben sie dieses Wissen und ihre ganze Erfahrung im Stoffdruck weiter.

Aber nicht nur jahrzehntelange Erfahrung haben die beiden im Gepäck. Der Kofferraum ihres Autos ist voll mit allerhand Kisten: Flaschen und Dosen mit Stoffdruckfarbe sind darin genauso zu finden wie die A5-großen Stempelkissen, die mithilfe von Borstenpinseln mit der Stoffdruckfarbe eingestrichen werden und den Nährboden für die Hauptdarsteller des Stoffdrucks bilden: die unterschiedlichen Modeln und Stempel, die Barbara Weithenthaler im Laufe der Zeit angesammelt hat. So einige Schachteln, Kisten und Körbe, die voll damit sind, räumen die Weithenthalers in die kurzerhand zur Druckerei umfunktionierte Schulklasse, in der der Workshop stattfindet.

Von Modeln und Stempeln

Dabei sind das längst nicht alle Modeln aus Barbara Weithenthalers Fundus. „Über 600 werden es schon sein“, erzählt sie und erklärt, dass sie den Großteil aus Deutschland bezog, wo sie händisch gefertigt werden. Die Modeln bestehen aus Messingstiften und -streifen, die in den Holzgriff geschlagen werden, und auch ganz filigrane Drucke ermöglichen. Bordüren aus feine Linien, winzigen Pünktchen, kleinen Blätter werden damit dann auf den Stoff gebracht.

Auch Stempel aus Holz stehen zur Auswahl. Ihre Motive – von Frühlingsblumen über kunstvolle Ornamente bis hin zu Oster-Motiven ist alles dabei – sind eher flächig und gut für den Anfang, wenn der Respekt vor den uralten Modeln und der gebotenen Präzision noch etwas groß ist. Auf Küchenrolle oder Geschirrhangerln, bei denen es halb so schlimm ist, wenn ein Druck danebengeht, wird einmal geübt.

Vorbereitung ist das halbe Leben

Davor muss ich aber noch meinen Arbeitsplatz vorbereiten: Eine weiche Unterlage (ich hab ausgediente Bettwäsche mitgebracht, die ich einmal zusammenfalte) kommt auf den Tisch, darauf lege ich den Stoff, den ich bedrucken will, und streiche ihn schön glatt. Vorzugsweise besteht der Stoff aus Baumwolle oder Leinen, diese Fasern nehmen die Farbe ideal auf. Wichtig ist auch, dass sie vor dem Drucken schon einmal gewaschen wurden, damit auch alle Reste der in der Stoffproduktion eingesetzten Chemikalien draußen sind.

Wenn ich mir die Farbe meiner Wahl, ein Stempelkissen und einen Borstenpinsel zum Verstreichen organisiert habe, geht’s auch schon los: Zuerst kommt die Farbe auf das Kissen und wird mit dem Pinsel dünn verstrichen, dann lege ich den Stempel locker auf und drücke ihn an der gewünschten Stelle auf den Stoff. So weit, so einfach. Aufpassen muss ich eigentlich nur auf eines: dass ich nicht der Versuchung erliege, mit dem Stempel am Stoff herumzueiern und ihn in alle möglichen Richtungen zu quetschen (oder zu quachen, wie man das bei uns nennen würde); das lässt nämlich die Farbe auslaufen und endet in einer Schmiererei.

Hier siehst du, wie die anderen Workshop-Teilnehmerinnen und ich das so umgesetzt haben:

Jetzt aber wirklich: Drucken mit Modeln

Wenn es dann an das Werken mit den Metallmodeln geht, ist Barbara Weithenthalers Erfahrung gefragt – und davon hat sie ganz schön viel, nämlich mehr als dreißig Jahre im eigenen Gewerbe für Veredlung von Textilien und Bekleidung, dazu kommt noch die Zeit, die sie außerhalb des Berufs in dieses alte Handwerk steckte. Sie kennt jede ihrer Modeln und weiß, wo es happig werden kann – zum Beispiel, weil die Model zu filigran ist, um mit weißer Farbe zu arbeiten. Wer Weiß auf einen dunkleren Untergrund drucken will, werkt nämlich mit Deckweiß, und das verklumpt leichter als die anderen Farben. Ganz feine Punkte in Weiß spielt es also leider nicht.

Auch die Ansatzpunkte sind ein heikles Thema: Damit das gedruckte Muster endlos wirkt, muss man mit den ein bis zwei Markierstiften (das hängt von der Breite des Musters ab), die in den Holzgriff geschlagen sind, richtig ansetzen. Dann verschwinden die Punkte im schon gedruckten Muster und der neue Abdruck der Model geht nahtlos in den vorigen über.

Ich hab mich im Herbst schon einmal an den Stoffdruck herangewagt, Polsterbezüge, Geschirrtücher und Tischläufer aufgehübscht:

Danach habe ich gleich ein großes Projekt gestartet: meinen eigenen und ganz einzigartigen Baumwollstoff für ein Dirndl zu drucken. Weiß auf Dunkelblau und schön – so lautete mein selbst gefasstes Ziel. Klingt nicht so schwierig, aber …

Mein Projekt: Selbst bedruckter Dirndlstoff, den sonst niemand hat

Natürlich gab es ein großes Aber. In meinem Fall war das der Zeitfaktor – und deshalb schaffte ich im Herbst auch nur den Stoff für die Schürze und einen Teil des eigentlichen Dirndls. Diesmal will ich meine große Stoffbahn für Leib und Kittel fertigstellen, stehe aber vor einem anderen Problem: Die Model mit dem Streublumenmuster, mit der ich letztes Mal den Stoff für das Kleid bedruckte, hat es diesmal in keine der Kisten geschafft und liegt noch bei den Weithenthalers daheim in Thörl.

Was also tun? Eine Möglichkeit besteht darin, zu einem anderen Zeitpunkt an einem Workshop teilzunehmen und dort weiterzudrucken. Äh … nein; ich will meinen Stoff ja so schnell wie möglich zur Schneiderin meines Vertrauens bringen, die sich dann ans Werk macht.

Die Alternative: ein anderes Muster, das mit den Streublumen kombiniert wird. Das Blumenmuster kommt dann für den Leib zum Einsatz, ein gestreiftes im Kittelteil. Ok, das klingt nach einem Plan und ich weiß auch schon, wie ich ihn umsetze: mit zwei länglichen Modeln, die ich miteinander kombiniere und mit denen ich meine Stoffbahn fortlaufend bedrucke. Die Zwischenräume klebe ich ganz einfach mit Malerklebeband ab.

Welches Muster darf’s denn sein?

Bevor ich damit aber starten kann, hab ich aber noch die Qual der Wahl: Welche länglichen Modeln kombiniere ich zu meinen Streifen? Nach gefühlt stundenlangem Hin und Her (besonders entscheidungsfreudig bin ich leider nicht), fällt die Entscheidung auf eine Bordüre, die ich schon in der Schürze verwendet hab, die ich aber diesmal anders kombiniere. Ein Streifen besteht also aus dem schon eingesetzten Bogenmuster, dann einem länglichen Blumenmuster und wieder den Bögen. 6 cm ist so eine Kombination breit, dazwischen kommt ein Abstand von etwas mehr als 4 cm, so breit ist nämlich mein Malerklebeband.

Helfende Hände, Tipps und Tricks

In der Theorie klingt das ganz leicht, bei der Umsetzung in die Praxis braucht es aber vier Hände, sonst ist die 2,5 m lange Stoffbahn nämlich nicht zu bändigen – ganz zu schweigen von den Klebebandstreifen, die ja möglichst gerade verlaufen sollen. Da kommt Leo, Barbara Weithenthalers Mann, gerade recht. Er hilft mir bei meinen Vorbereitungen – und seiner Frau beim Beantworten der vielen Fragen, die ich und die anderen Teilnehmerinnen so haben: Welche Modeln lassen sich gut kombinieren? Warum verläuft die Farbe hier? Und kann ich auch Seide bedrucken?

„Mama!“, ruft Leo Weithenthaler nach seiner Frau, wenn sogar er einmal überfragt ist. Dann erkundigt er sich, ob sie denn auch den Stempel mit der Lebensblume eingepackt hätten, auch violette Stofffarbe in der Kiste sei oder vielleicht sie den im Mürztal verheirateten Neffen einer Kursteilnehmerin kenne – er kennt ihn jedenfalls nicht.

Dafür kennt er allerhand Tricks und hat Tipps auf Lager, wenn der Druck mit der weißen Farbe einmal wieder nicht so präzise wird, wie er werden soll. Dann pinselt er ganz einfach ein paar Tropfen Wasser mit auf das Stempelkissen, das schon schön mit der Farbe eingestrichen ist, und macht damit das Deckweiß geschmeidiger – und meinen Druck genauer.

Ein Muster wie gedruckt

Etwas mehr als zwei Stunden lang bearbeite ich den dunkelblauen Baumwollstoff, lasse ihn dann trocknen und bin ganz schön stolz, als ich ihn vom Klebeband befreit betrachte. Richtig gut schaut er aus, mein Dirndlstoff! Fehlerfrei ist er zwar nicht, dazu hab ich ein paarmal zu oft gepatzt.

Das Gute am Stoffdruck: Das ist echte Handarbeit. Kleine Ungereimtheiten im Muster gehören dann ganz einfach dazu, sonst hätte man eh maschinell bedruckten Stoff kaufen können. Und eine schöne Ausrede ist das auch … 😉

Ein Schritt fehlt noch zum perfekten Stoffglück: Die Farbe muss noch eingebügelt werden. Ich mach das mit Mamas Dampfbügelstation, das geht schneller als mit einem normalen Bügeleisen. Vorsichtshalber lege ich meine Druckunterlage auch auf das Bügelbrett, dann bügle ich den bedruckten Stoff auf der linken Seite (also die Rückseite) mit ganz viel Dampf, dann noch einmal auf der Vorderseite. Bei den normalen Stoffdruckfarben funktioniert das wunderbar, das Deckweiß macht natürlich auch in diesem Arbeitsschritt ein paar Probleme, diesmal in Form von kleinen Bröseln. War ja eh klar … Einfach mit der Hand ganz sachte wegwischen und nur keinen Druck ausüben – dann könnte es nämlich verschmieren.

Geschafft!

Wie es mit meinem Dirndlstoff weitergeht, werde ich selbst erst sehen. Aber ich halte dich am Laufenden! Bis bald!

Und wann es wieder einen Stoffdruck-Workshop gibt, erfährst du am besten direkt bei Familie Weithenthaler. Schreib Ihnen einfach ein E-Mail an leopold.weithenthaler@aon.at!

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